Archäologische Forschungen zu einer Konfliktlandschaft im Surses

Vortrag von Dr. Hannes Flück, Prof. Dr. Peter-Andrew Schwarz und Dr. Thomas Reitmaier

Die Funde frührömischer Militaria rund um die Crap Ses Schlucht in der Gemeinde Surses sind seit rund 20 Jahren bekannt. Neue Entdeckungen ab 2017, darunter ein Dolch mit Silbertauschierung, führten zu einem gemeinsamen Forschungsprojekt «CVMBAT» des Archäologischen Dienstes Graubünden und der Vindonissa-Professur der Universität Basel. 

An den zwischen 2021 und 2024 durchgeführten Feldkampagnen waren Studierende der Universität Basel sowie, ganz im Sinne der Konvention von Faro, auch ehrenamtliche Detektorgänger:innen beteiligt. Dabei konnte ein Gefechtsfeld in der Flur Crestas/Burschignas sowie ein Beobachtungsposten auf der Plang Ses identifiziert werden, datiert in die letzten Jahrzehnte vor Christi Geburt. 

Die hochaufgelösten LiDAR-Daten von swisstopo führten 2023 zudem zur Entdeckung eines römischen castellum auf dem 2200 m ü. M. liegenden Colm la Runga. Das gut 900 m über dem Gefechtsfeld liegende Lager wurde im Sommer 2024 untersucht. Die rund 5000 Funde aus der ersten Hälfte des 1. Jh. v. Chr., die bislang im Surses zum Vorschein kamen, legen nahe, dass es sich dabei um Relikte aus der Zeit der Alpenfeldzüge des Kaisers Augustus handelt. Die Objekte, aber ebenso Experimente mit Schleuderbleien und zur Herstellung der Schuhnägel, mit denen die Sandalen der römischen Soldaten beschlagen waren, erlauben es ausserdem, den Feldzug von Como über den Septimer bis in die Gegend von Tiefencastel genauer nachzuzeichnen.