Nachrichtendienste im Kanton Graubünden und die nachbarstaatliche Nachkriegsordnung 1943–1945

Dienstag, 17.06.25, 19.30

Kantonsbibliothek, Karlihofplatz, Chur

In ihrem Dokumentarfilm «Davos, die deutsche Zitadelle» hat die Referentin u. a. die Spionage- und Sendetätigkeit offengelegt, welche die Nationalsozialisten im Landwassertal entfalteten. Diese Aktivitäten flogen Anfang 1943 auf, liefen aber bis zum Kriegsende weiter. Zunehmend mischten Geheimdienste der Alliierten mit. Auch der Nachrichtendienst der Schweizer Armee war vor Ort. 

Mit dem Sieg der Roten Armee über die deutsche Wehrmacht in Stalingrad im Februar 1943, dem Vorrücken der westalliierten Armeen in Süditalien, dem Waffenstillstand zwischen Italien, den USA und Grossbritannien am 3. September 1943 und der darauffolgenden Besetzung Nord- und Mittelitaliens durch die Wehrmacht gewann die neutrale Schweiz als Operationsbasis vieler Geheimdienste an Bedeutung. Im deutsch besetzten Norditalien kam es zu Partisanenkämpfen. In Österreich, das seit März 1938 zum Deutschen Reich gehörte, gab es hingegen kaum Resistenz. Die «Moskauer Deklaration» vom 1. November 1943 stellte in Aussicht, dass Österreich unter gewissen Voraussetzungen wieder ein unabhängiger Staat werden sollte. 

Die vom Kriegsgeschehen und von der Wende der alliierten Aussenpolitik getriebenen nachrichtendienstlichen Aktivitäten im Kanton Graubünden werden im Vortrag nachgezeichnet und eingeordnet.

May B. Broda ist Historikerin und Filmemacherin; sie lebt in Zürich.